- 4. Januar 2025
- Veröffentlicht durch: Die Redaktion
- Kategorie: BEST PRACTICES
Mit den richtigen Kompetenzen in die Zukunft: Skill Framework in der Covestro-Kommunikation
Um den Anforderungen einer sich wandelnden Kommunikationslandschaft gerecht zu werden, hat die Kommunikationsabteilung des Leverkusener Chemiekonzerns Covestro ein umfassendes Skill Framework und Weiterentwicklungsprogramm entwickelt. Ziel dabei: Die gesamte Abteilung optimal auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten und gleichzeitig bestehenden individuelle Stärken zu fördern. Das Projektteam um Lena Weith, Liesa Weiße, Sven Stocker und Markus Kleine-Beck berichtet aus dem Maschinenraum:
Eure Idee heißt “Shape your development” – klingt sexy, aber was steckt dahinter?
Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen mit rund 80 Kommunikatoren in über einem Dutzend Ländern. Die Anforderungen an jede und jeden Einzelnen steigen ständig, das Umfeld wird immer komplexer und Entwicklungen wie AI wälzen die Profession um – aber über die notwendigen Skills, um weiter einen guten Job machen zu können, wird oft nur auf individueller Ebene gesprochen. Das war uns zu wenig, um uns gut auf die Zukunft vorbereitet zu fühlen. Wir wollten daher jedem einzelnen und der ganzen Abteilung Orientierung und die Möglichkeit bieten, der Zukunft mit gemeinsamer Weiterentwicklung zu begegnen.
Wie macht ihr das?
Wir haben ein umfassendes Skill Framework entwickelt. Darin finden sich vier Kernkompetenzen des Kommunikators der Zukunft wieder, die alle beherrschen müssen. Die nennen wir “Future Skills”: Beratungskompetenz, Data, AI sowie eine Stakeholder-fokussierte Kommunikationsplanung. Gleichzeitig bildet dieses Framework bereits vorhandene, für die individuelle Rolle des einzelnen wichtige Kompetenzen ab. Damit soll jeder und jede eine Skill Gap Analyse im Gespräch mit dem jeweiligen Vorgesetzten machen und sich auf der Basis dann fortbilden können.
Um den Erwerb dieser Skills zu fördern, haben wir Online-Angebote zu diesen Future Skills kuratiert: Wir bieten Impulsvorträge und Wissensaustausch mit internen und externen Experten an. Zudem haben wir einen Projekt-Marktplatz ins Leben gerufen, um Projekte agil und teamübergreifend besetzen zu können. Im optimalen Fall lernt also jemand über zentral angebotene Vorträge sowie in einem laufenden Projekt außerhalb seiner normalen Aufgaben etwas Neues – orientiert an seiner eigenen Skill Gap Analyse.
Wofür braucht ihr das?
Die aktuellen Entwicklungen des Berufsfelds Kommunikation und die Anforderungen an jeden Einzelnen klangen ja oben schon an. Bei uns gibt es darüber hinaus zudem noch eine geringe Fluktuation im Team weltweit. Das führt dazu, dass die Möglichkeiten für Jobwechsel und damit eine Weiterentwicklung in die Breite limitiert sind. Da Aufgaben und Verantwortlichkeiten fest verteilt sind, entstehen Lücken für die Übernahme neuer Themen selten organisch.
Eine interne Mitarbeiterumfrage in unserer Abteilung spiegelte den kritischen Blick auf den Bereich „Professionelle Entwicklung“ ebenfalls wider. All das machte deutlich, dass Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig waren wir durch ein begrenztes Budget – ob für Projekte oder externe Weiterbildung – gefordert, kreative Ansätze zu finden, um den Bedarf an Entwicklung zu decken.
Wie habt ihr diesen Ansatz entwickelt?
Die Entwicklung des ganzen Ansatzes lief durch Initiative aus der Mitte des Corporate Communications Teams heraus. Es gab keine Top-Down Vorgabe, sondern wir vier hatten ähnliche Gedanken zum Thema und haben dann angefangen, sie in einem Projekt gemeinsam zu strukturieren. Zu Beginn haben wir Formate wie den Projektmarktplatz und gemeinsame Fortbildungsangebote skizziert. Während wir Studien und Umfragen zum Status und zur Zukunft der Kommunikation lasen und mit der HR-Abteilung über die Fallstricke der Umsetzung sprachen, kristallisierte sich der Bedarf für das Skill Framework und die Skill Gap Analyse heraus. Die Idee an sich sowie den Fortschritt stellten wir mehrmals im Kommunikations-Leadership Team vor, diskutierten mit allen Teamleitern und dem Abteilungsleiter und nahmen Feedback auf.
Innerhalb von gut sechs Monaten, in denen wir vier Mitglieder des Projektteams das Thema neben unserem eigentlichen Job vorantrieben, stand alles und war abgesegnet. Die Fortbildungsangebote kamen dann fast von selbst: Die ersten fünf sogenannten “Upskilling Sessions” zum Thema Daten, Beratungskompetenz und der Entwicklung von Kommunikationsstrategien haben wir mithilfe von bestehende Agenturpartnern auf die Beine gestellt. Für AI haben wir zwei dezidierte Experten in der Abteilung, die Hackathons, ‘Discovery Labs’, das gemeinsame Erarbeiten einer Prompt-Bibliothek und vieles mehr gestartet haben.
Jetzt läuft es seit einigen Monaten – traut ihr euch ein Zwischenfazit zu?
Als Projektteam sind wir voll zufrieden! Nach rund sechs Monaten können wir erste Erfolge, aber natürlich auch Potential zur Verbesserung sehen. Die Fortbildungsangebote wie Impulsvorträge und AI-Sessions finden großen Anklang und erfahren positives Feedback. Knapp 40 Leute nahmen im Durchschnitt daran teil – das ist das halbe globale Team, dass sich zudem in Zeitzonen von USA bis Japan verteilt. Auch der Projektmarktplatz hat einen Kickstart hinter sich: Es wurden bereits zehn Projekte gestartet, manche sind bereits abgeschlossen. Und es landen nicht nur Projekte dort, die eigentlich keiner machen will – im Gegenteil: Die Weiterentwicklung unseres Unternehmens-Narrativs ist genauso über dem Marktplatz besetzt worden wie die Optimierung unseres Kommunikationscontrollings. Manche Projekte blieben allerdings auch unbesetzt.
Zudem bleibt Budget eine Herausforderung, obwohl Fortbildungen für alle Mitarbeitenden gemeinsam wesentlich kosteneffizienter sind als einzelne Fortbildungen pro Person. Auch wird das Skill Framework noch nicht durchgehend in Entwicklungsgesprächen eingesetzt. Das alles beobachten wir und werden demnächst Gespräche mit Kollegen und Teamleiterinnen führen, um zu schauen, wie und was wir da verbessern können.