Wo steht die Kommunikation in Sachen Digitalisierung?
Die Digitalisierung verändert die Kommunikationsarbeit in Unternehmen und Agenturen grundlegend – technologisch, strukturell und inhaltlich. Der CommTech Index Report schafft eine fundierte Datenbasis, um diesen Wandel messbar zu machen. Er zeigt auf, wie weit die Profession in der digitalen Transformation vorangeschritten ist, wo Handlungsbedarf besteht und welche Entwicklungen sich abzeichnen.
Seit 2023 bildet der Report jährlich den Status der Digitalisierung in Kommunikationsabteilungen von Unternehmen und PR-Agenturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ab.
Grundlage ist der CommTech Index, ein Kennwert zwischen 0 und 100, der den Reifegrad der Umsetzung von CommTech in der Kommunikationsarbeit beschreibt. Der Index setzt sich aus vier Komponenten zusammen, für die jeweils 25 Index-Punkte erreicht werden können:
- Verwendung des Budgets für Technologien
- Wahrgenommene zukünftige Veränderungen durch CommTech
- Eingesetzte Technologien und erwartete Potenziale neuer Technologien
- Nutzung von Daten in der Kommunikation
Erhoben wird der Index auf Basis einer standardisierten Online-Befragung. Der Report dokumentiert Ergebnisse nach Organisationstyp, Standort und Abteilungsgröße und liefert Einblicke in Fortschritte, Herausforderungen und Investitionspläne im Bereich Digitalisierung.

Report 2025/2026: Digitalisierung bleibt eine Herausforderung
Die AG CommTech, die DPRG, der PRVA und ComImpact haben im September 2025 den CommTech Index Survey durchgeführt. Es wurden 507 Interviews aus Kommunikationsabteilungen und PR-Agenturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz geführt.
Zentrale Befunde des CommTech Index Reports 2025/2026
- Der CommTech Index sinkt von 45 auf 38 Punkte – kein realer Rückschritt, sondern Ausdruck des „Red-Queen-Effekts“: Die Innovationsgeschwindigkeit digitaler Technologien übersteigt die Adaptionsfähigkeit der Kommunikationsabteilungen und Agenturen.
- Der Graben zwischen großen und kleinen Organisationen wächst weiter. Große Kommunikationseinheiten und PR-Agenturen setzen sich mit 42 bzw. 46 Punkten ab; kleine Teams bleiben mit 35 Punkten deutlich zurück und erleben Digitalisierung zunehmend als strukturellen Wettbewerbsnachteil.
- Die Wahrnehmung von CommTech wird persönlicher. 83 % sehen große Auswirkungen auf die Branche, 76 % auf ihre eigene Arbeit. Gleichzeitig ordnen sich 59 % als „späte Mehrheit“ oder „Nachzügler“ ein – ein Zeichen von Realismus und Demut bei der Bewältigung der digitalen Transformation
- KI ist breit angekommen, aber kaum integriert. 88 % experimentieren mit KI, doch nur 6 % haben Prozesse und Strukturen angepasst. Große Agenturen sind Vorreiter (81 % etablierte Tools), während regulierte Branchen und kleine Teams deutlich hinterherhinken.
- Technologieeinsatz professionalisiert sich – aber mit Brüchen. CRM- und Journalistendatenbanken liegen erstmals gleichauf bei 46 %, gleichzeitig arbeiten 32 % weiter mit Excel, 6 % sogar ohne strukturierte Kontaktverwaltung. Die Branche bewegt sich von Effizienz-Erwartungen hin zu strategischer Systemintelligenz.
- Der Intentions-Implementations-Gap bleibt groß. Obwohl Budgets steigen sollen, investieren nur 10 % mehr als ein Viertel ihres Etats in Technologie; 25 % kennen ihre eigenen Investitionsvolumina nicht. Vor allem kleine Agenturen bleiben mit minimalen Tech-Budgets deutlich zurück.
- Wirkungsmessung bleibt ein ungelöstes Problem. Die Mehrheit misst Outputs statt Outcomes; fehlende Dashboards und Datensilos verhindern eine konsistente Wirkungsmessung – Zahlen entstehen, aber kaum Erkenntnisse.
- Organisationen professionalisieren sich, aber Datenkompetenz bleibt unterentwickelt. 75 % berichten direkt an die Geschäftsführung, doch 39 % haben keine verantwortliche Person für Data Analytics.
- Der größte Engpass bleibt der Mensch. Digitale Kompetenz stagniert – nur 51 % sehen sich im Erkennen neuer Technologien als kompetent. Zentrale Zukunftsskills wie Neugier, Prompting, Change-Kompetenz und Technologieverständnis gewinnen an Bedeutung, werden aber nicht systematisch entwickelt.
- Der Report zeigt klar: Digitalisierung bleibt ein langfristiger Transformationsprozess. Fortschritte sind sichtbar, doch strukturelle Defizite bei Kompetenzen, Governance, Datenintegration und strategischer Verankerung bremsen die Entwicklung. CommTech muss 2026 von Einzelprojekten zu einem dauerhaften Organisationsprinzip werden.
Hier mehr über den Index Report erfahren
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Durchbruch bleibt aus – Auf den „Gelben Seiten“ stellt Thomas Mickeleit den CommTech Index Report 2024/2025 vor.