Interview Christian Loecker & Gabriele Kaminski: Trends und Skills der Kommunikation für 2030

Der PR-Stellenmarkt ist ein guter Seismograph für Transformations-Trends in unseren Berufsfeldern. Ende Juni hatte die AG CommTech zwei renommierte Headhunter für Kommunikator_innen im Live-Interview zu Gast. Gabriele Kaminski und Christian Loecker sind Geschäftsführende Gesellschafter_innen der GK Unternehmens-und Personalberatung aus Mainz. Die CommTech-Mitglieder konnten sich zuschalten und an der Diskussion beteiligen. Richard Tigges von Audi hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.

Die GK Unternehmens- und Personalberatung ist seit 1991 am Markt, ist inzwischen Teil eines internationalen Netzwerks und versteht sich als die führende deutschsprachige Personalberatung in allen Sparten der Kommunikation –von klassischen Disziplinen wie Pressearbeit und Interner Kommunikation über Digitale Medien, Corporate Publishing, Events, Public Affairs und Investor Relations bis hin zur Markenkommunikation.

Richard Tigges: Beginnen wir gleich mit unserer Gretchenfrage: Welche Skills braucht eine Kommunikationsabteilung im Jahr 2030?

Christian Loecker: In der laufenden Transformation, in der sich die meisten Branchen augenblicklich befinden, steigt der Stellenwert der Internen Kommunikation und der Change-Begleitung, während früher fast ausschließlich Media Relations Expert_innen gesucht wurden. Früher war ein Einstellungskriterium, wie stark jeweils das Netzwerk zu Journalist_innen ist. Doch die Zahl der Medienschaffenden, die allein deshalb „auf die andere Seite“ geholt werden, geht merklich zurück.

Gabriele Kaminski: Heute dagegen sind Kandidat_innen besonders interessant, die eine 360-Grad-Verantwortung für Themen übernehmen können, die eine ausgeprägte Beratungskompetenz mitbringen, die souverän mit Unsicherheiten umgehen, Verständnis für Interkulturelles besitzen. Und wenn es um eine Managementposition geht, wird zunehmend ein nach vorne gerichtetes Führungsverständnis gefragt, denn ohne agiles Zusammenarbeiten geht es heute irgendwie in kaum einer Branche mehr. Mit den Stichworten Empowerment und Personal Accountability dürften sich spätestens bis 2030 die letzten Chefs von Steuerungs- und Kontrollfantasien verabschieden.


Richard Tigges:
 
Nachhaltigkeit gilt heute als „License to operate“. Welche Art Kommunikator_innen suchen Sie dafür?

Christian Loecker: Es gibt heute noch nicht einmal eine Handvoll Universitäten in Deutschland, die Nachhaltigkeitskommunikation umfassend lehren. Wir suchen Kommunikator_innen, die das Thema ganzheitlich verstehen, etwa weil sie vorher einen technischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Weg eingeschlagen haben. Das ist wichtiger als redaktionelle Kompetenz geworden. Und es geht längst nicht mehr nur um Klima und Umwelt. Neben Ecology gewinnen die Komponenten Social und Governance im ESG-Dreiklang an Bedeutung.

Richard Tigges: Wir haben eingangs über Agilität gesprochen. Beenden wir unser Gespräch doch mit den Auswirkungen agiler Zusammenarbeitsmodelle in der PR auf die Organigramme im Jahr 2030!

Gabriele Kaminski: In manchen Unternehmen beobachten wir seit einigen Jahren tiefgreifende Veränderungen hin zur reinen Projektorganisation, etwa beider Lufthansa oder der Deutschen Telekom. Andere entwickeln Mischformen. Unterm Strich sehen wir einen deutlichen Trend zur Flexibilisierung der Rollen in Kommunikationsabteilungen. Einerseits weil dies dem Trend der Agilität gerecht wird, andererseits weil oft nur so die Komplexität der heutigen Aufgabenstellung zu beherrschen ist. Eine Vielzahl junger Kandidat_innen ist zu dieser flexiblen Projektarbeit nicht nur bereit, sie wünscht sich diese Abwechslung im Alltag sogar.



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